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Quellenpark Bad Vilbel: Hier entsteht ein Stadtteil

 von Thomas Kopp

Welche Ausmaße die Baustelle Quellenpark jenseits des Bad Vilbeler Bahnhofes zu beiden Seiten der Nordumgehung hat, wird einem erst bewusst, wenn man sie abläuft. Der erste Teil des Neubaugebiets steht nun kurz vor der Übergabe.  An den Tag können sich Stadtsprecher Bastian Zander und Matthias Bremer, Leiter des Bad Vilbeler Tiefbauamts noch genau erinnern. Es war der 14. Juli 2014, der Tag nach dem WM-Finale, als Im Schleid der Startschuss für das größte Bauprojekt Bad Vilbels seit der Errichtung von Dortelweil-West gefallen ist.

Denn nachdem Bauinvestor Dietmar Bücher und zwei weitere Bieter den Zuschlag für etwa 74 500 Quadratmeter Wohnbaugebiet erhalten haben (die FNP berichtete), wollte die Stadt das Gebiet auch schnell zur Verfügung stellen. Mit dem Investor wurde ausgemacht, Im Schleid zu beginnen, aber auch bereits parallel an der Krebsschere südlich der Nordumgehung zu arbeiten.

120-Megabit-Internet

In den nächsten zehn Tagen soll die Übergabe des ersten Teilstücks soweit sein. Doch dafür war viel zu tun. „Die Arbeiten übernommen haben die beiden Firmen Feickert und Schütz aus Weilburg in einer Arbeitsgemeinschaft“, schildert Bremer. Dafür hat die Stadt knapp 2,1 Millionen Euro ausgeben müssen. Doch dafür kommen auch 50 Millionen Euro durch den Verkauf herein. Sie fließen zu einem großen Teil in die Auszahlung der Alteigentümer.

Was die Unternehmen Feickert und Schütz dafür innerhalb von acht Monaten inklusive des Winters geleistet haben, kann sich sehen lassen. Schon jetzt ist das künftige Baugebiet mit provisorischen Straßen, Laternenmasten und Stromverteilern zu erkennen. Auch zumindest ein Teil des Lärmschutzes zur Landesstraße ist zu erkennen, der zur nahen Bahntrasse wird noch errichtet. Doch unter der Erde ist weit mehr passiert. Denn nicht nur Gas, Wasser, Abwasser und Strom wurden bereits verlegt. Das ganze Gebiet erhält zudem eine Breitband-Verkabelung mit einer Leistung von 120 Megabit pro Sekunde.

Bis zur Übergabe des Teilgebiets stehen jetzt nur noch kleinere Arbeiten an. Dann kann Dietmar Bücher loslegen. „Lange wird er sicher nicht warten, denn schließlich muss er seine Investition wieder hereinholen“, ist sich Stadtsprecher Zander sicher.

Probleme beim Verkehr?

Und so könnten schon in wenigen Monaten die ersten Häuser stehen. Irgendwann sollen in dem gesamten Gebiet zwischen 2500 und 3000 Menschen ein neues Zuhause finden. Das Gebiet wird zwar offiziell der Kernstadt zugeschlagen, doch eigentlich handele es sich um einen ganz neuen Stadtteil, ist Bremer überzeugt.

Dann wird die Stadt auch einige berühmte deutsche Forscher in ihrem Straßennetz verewigen. Röntgen und Siemens im Schleid, Fraunhofer und Paul Ehrlich sowie Johannes Gutenberg in der Krebsschere. Etwas älter dort ist schon die Max-Planck-Straße, die als Erschließung der vor zwei Jahren errichteten Bien-Zenker-Häuser angelegt wurde. Ansonsten ist man an der Krebsschere noch nicht ganz so weit. Derzeit werden dort die Kanalanschlüsse an bereits von zehn bis 15 Jahren in Vorbereitung des Baugebiets verlegte Kanäle hergestellt. Tief gräbt der Bagger in die Erde, 3,50 Meter für das Schmutzwasser, drei Meter für das Regenwasser. Die Schachtkronen der Kanäle ragen derzeit noch zu weit aus der Erde heraus, sie werden noch abgesenkt. Bis Mitte Juli soll auch dieser Bereich zur Übergabe fertig sein.

Unangetastet bleibt derzeit noch ein Sonderbereich. Dort können später und bei Bedarf ein Kindergarten und andere öffentliche Einrichtungen geplant werden. Weiter hinten, in Richtung Massenheim, sollen dann noch Gewerbe und weiteres Wohnen angesiedelt werden. Eigentlich sollte das Gewerbe direkt an der Bahn entstehen, doch in der politischen Diskussion hat sich diese Planung umgedreht.

Dass direkt in Bahnhofsnähe gebaut wird, macht auch für die künftigen Anwohner Sinn. Denn schon bald wird es mit den Arbeiten für den Zentralen Omnibusbahnhof und den Bau eines Park+Ride-Platzes losgehen. Um den Umbau des Bahnhofvorplatzes zu forcieren (die FNP berichtete).

Wenn die Häuser fertig sind, könnten auf die Stadt ganz andere Probleme zukommen. Denn bereits jetzt ist die Nordumgehung zu Stoßzeiten stark frequentiert. Die neuen Anwohner, die von dort über Ampelkreuzungen in die Stichstraßen fahren, und auch die Besucher der möglichen Segmüller-Ansiedlung würden das verschärfen. „Kalkuliert war die Nordumgehung auch für das Baugebiet. Doch wir haben noch immer die einzige Ost-West-Verbindung“, erklärt Zander.

Das werde sich mit der Karbener Nordumgehung und dem Frankfurter Riederwaldtunnel ändern. Und die Bewohner des Quellenparks würden sich auch auf die Homburger Straße verteilen. „Natürlich werden wir den Verkehr beobachten“, sagt Zander. Und Bremer ergänzt: „Das ist ja schon ein bisschen Stadt, was wir hier bauen.“

Dieser Beitrag erschien am 23.05.2015 in der Frankfurter Neuen Presse.